Münchner Gespräche zur Schulentwicklung
Der Kooperationsvertrag zwischen dem Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB, München), der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT, Innsbruck) und der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion in Südtirol (Bozen) wurde am 19. Oktober 2023 verlängert. Seit 2019 arbeiten die drei Institutionen aus Italien, Österreich und Deutschland zusammen. Initiiert wurde diese Veranstaltungsreihe in Südtirol; die erste Veranstaltung fand 2001 in der Fortbildungsakademie Rechtenthal in Tramin statt. Wir freuen uns auf eine zweite Runde der Kooperation 2024-2026!
Erneut organisieren die beteiligten Bildungsinstitutionen im jährlichen Rhythmus internationale Veranstaltungen. Die Münchner Gespräche verstehen sich – so wie die Rechtenthaler und Innsbrucker Gespräche – als Diskussionsforum zu fachlichen Themen der Schulentwicklung. Dabei tauschen sich verschiedene Akteurinnen und Akteure aus der Bildungslandschaft (Schulleitungen, Lehrkräfte, Unterstützungssysteme, Schulaufsicht) mit ihrem je unterschiedlichen Blickwinkel über ihre Erfahrungen zu Fragen der Schulentwicklung aus. Im Rahmen dieses Kooperationsprojektes weitet die Zusammenschau auf allen Systemebenen über die Ländergrenzen hinweg den professionellen Blick auf eine innovative Zukunftsgestaltung im Bildungsbereich.
Im Bild von links nach rechts:
Dr. Margit Raich (Vizerektorin für Forschungs- & Entwicklungsangelegenheiten PHT), Anselm Räde (Direktor des ISB), Gertrud Verdorfer (Abteilungsdirektorin der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion in Südtirol)
Lohnender Blick über den Tellerrand hinaus: „Münchner Gespräche zur Schulentwicklung“ im April 2024
Wenn es um die „Innsbrucker“ bzw. „Rechtenthaler Gespräche zur Schulentwicklung“ geht, geraten die ehemaligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und inzwischen Organisatorinnen und Organisatoren sofort ins Schwärmen: Inspirierende Keynote-Speaker, viele Best-Practice Beispiele aus der Schule und ein spannender Austausch über die Ländergrenzen hinweg machen die Tagungen zu einem echten Erlebnis. Aber auch wunderschöne Orte und kleine überraschende Programmpunkte bleiben eindrucksvoll in Erinnerung.
Im April 2024 findet die Tagung nun erstmals in Präsenz in München (IHK Akademie Westerham, Beginn: Dienstag, 9. April 2024, 9:30 Uhr; Ende: Mittwoch, 10. April, 12:30 Uhr) statt.
Am Donnerstag, den 19. Oktober 2023, traf sich das Planungsteam aus den drei Ländern erstmals am ISB München, um den neuen Kooperationsvertrag für die „Münchner Gespräche zur Schulentwicklung“ zu unterzeichnen.
Das neue Thema der internationalen Gespräche: Wie kann man die Zusammenarbeit an Schulen voranbringen und gemeinsam die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft meistern? Auf jeden Fall auch weiterhin mutig, innovativ und mit einem Blick über den Tellerrand hinaus.
„Kooperationskultur stärken – Gemeinsam Schule entwickeln“: Das Tagungsformat wendet sich an Schulleitungen, Lehrkräfte, Unterstützungssysteme und Schulaufsicht.
Informationen zum Programm
Dienstag, 9. April 2024 ab 9.00 Uhr |
Ankommen und Begrüßungskaffee |
9.30 Uhr |
Begrüßung und Grußworte Dr. Alfons Frey, Direktor des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung Gertrud Verdorfer, Direktorin der Pädagogischen Abteilung, Deutsche Bildungsdirektion Bozen Dr. Margit Raich, Vizerektorin der Pädagogischen Hochschule Tirol |
Vormittag |
Keynote: Dr. Katrin Hinzdorf: Kooperative Führung – ein wertvolles Konzept für gelingende Schulentwicklung?! |
Mittagspause |
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Nachmittag |
Praxisimpulse aus den Ländern Helmut Klemm, Sonja Schleicher (Schulleitungsteam der Eichendorff-Mittelschule Erlangen, Bayern): ICH DU WIR GEMEINSAM – vom Einzelkämpfer zum Teamplayer Birgit Streit, Angelika Auer, Simone Mende (Pädagogische Hochschule Tirol): Kooperation – wozu? Veronika Frick, Edith Hochgruber (Organisationsentwicklerinnen an der Pädagogischen Abteilung Bozen): Wege in die Bildung 2030 – guter Unterricht in der inklusiven Schule im Anschluss: Denk- und Gesprächsräume in gemischten Gruppen sowie in den Teams |
Abendessen und anschließendes Abendprogramm |
Mittwoch, 10. April 2024
9.00 Uhr |
Start in den Tag |
Vormittag |
Vortrag und Diskussion Prof. Dr. Joachim Bauer: Gesundheit am Arbeitsplatz bewahren, Erschöpfung (Burnout) vermeiden: Kooperation und gute Führung aus neurowissenschaftlicher Sicht |
Kaffeepause |
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Austausch in Ländergruppen |
ca. 12.30 Uhr |
Tagungsabschluss, anschließend Mittagessen |
Referentinnen und Referenten der Tagung
Kooperative Führung – ein wertvolles Konzept für gelingende Schulentwicklung?!
Ausgehend von der Auffassung, dass Führung ein kooperativer Prozess ist, stellt sich die Frage, mit welchen Organisationsformen eine zeitgemäße Entwicklung von Schule möglich ist. Wie können innerpsychische Voraussetzungen der Akteurinnen und Akteure und schulische Strukturen sowie kulturelle Bedingtheiten von Schule so verknüpft werden, dass die Ausrichtung auf gemeinsame Ziele gelingt? Welche Entwicklungsthemen sind relevant, um eine teamgeprägte Kultur zu initiieren und zu festigen?
Im Anschluss an eine Keynote, die diesen Fragen nachgeht, wird Frau Dr. Hinzdorf eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Gehörten sowohl auf Ebene der Reflexion in den Teams als auch eines gemeinsamen Austauschs im Plenum begleiten.
Dr. Katrin Hinzdorf ist Diplom-Psychologin mit den Schwerpunkten Arbeits-, Organisations-, Wirtschaftspsychologie und Klinische Psychologie sowie zertifizierter Einzel- sowie Teamcoach. Sie verfügt über eine Vielzahl von Erfahrungen im Coaching von Gründern und Führungskräften aus den verschiedensten Wirtschaftsbereichen. In Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft hat sie das Programm PROFIS entwickelt, das die Qualifizierung, Beratung und Begleitung von Führungskräften aus dem Bereich Schule zum Ziel hatte. Sie coacht einzelne Schulleiter und Schulleitungsteams in verschiedenen Schultypen, so auch im Auslandsschuldienst oder an privaten internationalen Schulen.
Gesundheit am Arbeitsplatz bewahren, Erschöpfung (Burnout) vermeiden: Kooperation und gute Führung aus neurowissenschaftlicher Sicht
Die Entdeckung des neuronalen Motivationssystems ermöglichte es, die Voraussetzungen zu untersuchen, die dieses System aktivieren oder erschöpfen (siehe Joachim Bauer: Arbeit - Warum sie uns glücklich oder krank macht, Heyne Verlag).
Zu seinen bedeutsamsten Aktivatoren am Arbeitsplatz gehören die Beachtung und Anerkennung durch Kolleginnen und Kollegen sowie durch Vorgesetzte. Das Gelingen wertschätzender Beziehungen ist der bedeutendste protektive Faktor für die Erhaltung der Gesundheit am Arbeitsplatz. Im Mittelpunkt dessen, was wir Beziehung nennen, stehen Spiegelungs- und Resonanzprozesse. Sie ermöglichen es, einerseits, Kolleginnen und Kollegen empathisch zu verstehen, andrerseits Mitarbeiter zu führen und auf einem gemeinsam als richtig erkannten Weg mitzunehmen.
Gute Zusammenarbeit bedeutet nicht, gegensätzliche Positionen zu verleugnen oder Konflikten aus dem Wege zu gehen. Neben gelingender Beziehungsgestaltung am Arbeitsplatz erwiesenermaßen von Bedeutung für die Erhaltung der Gesundheit ist Bewegung, Musik und der Aufenthalt in der freien Natur. Digitale Produkte sind einerseits eine wertvolle Bereicherung der Arbeitswelt, beinhalten aber auch die Gefahr, das für gute Kooperation notwendige Minimum an analogen zwischenmenschlichen Begegnungen, die Ausübung von Sport oder Musik sowie das Erleben von Natur zu beeinträchtigen (siehe Joachim Bauer: Realitätsverlust, Heyne Verlag).
Univ.-Prof. Dr. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Arzt, Psychotherapeut und Sachbuch-Autor, u. a. „Das Gedächtnis des Körpers“, „Warum ich fühle was du fühlst“, „Lob der Schule“, „Prinzip Menschlichkeit“, „Wie wir werden, wer wir sind“. Zuletzt erschien im Mai 2023 „Realitätsverlust“.
Er führt seit mehr als 20 Jahren Projekte an Schulen durch, die auf die Stärkung der Beziehungskompetenz von Lehrkräften und auf die Bewahrung der Lehrergesundheit zielen. Zudem hat er das „Lehrkräfte-Coaching nach dem Freiburger Modell“ entwickelt. Prof. Bauer war Gründer und Leiter eines beim BLLV angesiedelten Instituts für Lehrergesundheit. Seit sechs Jahren arbeitet und lebt er in Berlin und bildet dort Lehrkräfte im Auftrag des Berliner Senats weiter.
Praxisimpulse aus den Ländern
Ein Schulleiter, ein Stellvertreter, die Schulsekretärin, der Hausmeister und Kolleginnen und Kollegen ohne Hierarchie und klare Verantwortung. Das sind die Voraussetzungen für Schulentwicklung, zumindest an bayerischen Mittelschulen. Kaum Poolstunden, geschweige denn finanzielle Anreize für die Übernahme von Verantwortung, Engagement und Mehrarbeit. Es sind nicht die besten Voraussetzungen für die Bewältigung der vielfältigen Aufgaben, die auf Schulen des 21. Jahrhunderts einprasseln. Und es sind nicht die besten Bedingungen für eine dringend gebotene Schulentwicklung. Umso erstaunlicher, dass es dennoch gelingen kann. Dass sich eine erweiterte Schulleitung etabliert, die eigentlich nicht vorgesehen ist. Dass sich Leiterinnen und Leiter für Lernbüros und die fünf Schulen der Eichendorffschule finden. Dass Lehrkräfte zusätzlich den Raum der Mathematik, die ChangeWriters-Aktivitäten oder die kollegiale Hospitation koordinieren. Weniger erstaunlich, dass sich Lehrkräfte in festen Teams organisieren und in wöchentlichen Teamsitzungen die Belange ihres Lernhauses besprechen, planen und organisieren. Warum es gelingt und warum es dennoch bessere Voraussetzungen braucht, darüber möchten Sonja Schleicher und Helmut Klemm in den Austausch kommen.
Sonja Schleicher arbeitet in der erweiterten Schulleitung der Eichendorffschule und ist eine wertvolle Stütze des Schulentwicklungsprozesses. Sie ist ausgebildete Realschullehrerin, sammelte Erfahrungen in verschiedenen Schul- und Klassenarten und hat sich bewusst für die Mittelschule entschieden. Als Klassenlehrerin in einer 6. Klasse zeichnet sie sich auch für den FREIDAY verantwortlich. Helmut Klemm ist Schulleiter der Eichendorffschule. Nach dem Studium „Lehramt an Hauptschulen“ und dem zweiten Staatsexamen unterrichtete er als Lehrer an vier Hauptschulen mit dem Schwerpunktfach Englisch in allen Jahrgangsstufen. Während seiner Zeit als Konrektor leitete er für drei Jahre Teams im Rahmen der externen Evaluation und evaluierte 43 Grund- und Mittelschulen im Regierungsbezirk Mittelfranken. Im Schuljahr 2009/10 wurde er zum Rektor der Mittelschule Erlangen-Eichendorffschule ernannt, die er bis dato leitet. |
In diesem Praxisinput werden die beiden Fragen: Kooperation wozu und wofür – für das Projekt Lehrer:innen-Gesundheit „Gestärkt für den Schulalltag“ beantwortet. Es wird der Weg vom Pilotprojekt zur dauerhaften Implementierung dargestellt. Stolpersteine und Gelingensfaktoren der Zusammenarbeit unterschiedlicher Organisationen werden aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Wie können unterschiedliche Organisationsziele durch die gleiche Vision zusammengeführt werden?
Mag.a Birgit Streit, Pädagogische Hochschule Tirol, Projektleitung Lehrerinnen-Gesundheit „Gestärkt für den Schulalltag“
Mag.a Angelika Auer, Pädagogische Hochschule Tirol, Projekt Lehrer:innen-Gesundheit, Zentrum für Führungspersonen
Simone Mende, Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau, Betriebliche Gesundheitsförderung
Bei den Innsbrucker Gesprächen 2023 stellten Bildungsdirektor und Landesschuldirektorin den Entwicklungsschwerpunkt der deutschen Bildungsdirektion in Südtirol vor: „Wege in die Bildung 2030 – guter Unterricht in der inklusiven Schule.“
Nun sind wir mitten drin: Sechs Pilotschulen mit je zwei Prozessbegleiterinnen und Prozessbegleitern denken und entwickeln Schule gemeinsam, finden Formen der Zusammenarbeit und des Austausches auf unterschiedlichen Ebenen. Neue Wege tun sich auf!
Veronika Frick und Edith Hochgruber: Beide sind Organisationsentwicklerinnen an der Pädagogischen Abteilung und derzeit Prozessbegleiterinnen von Pilotschulen im Schwerpunkt „Wege in die Bildung 2030: Guter Unterricht an der inklusiven Schule“.
Informationen zum Tagungshaus, der Akademie Westerham, sowie zur Anreise finden Sie unter diesem Link.