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Antwortformate: Welche Antwortformate kann ich verwenden?

Die Antwortkategorien in einem standardisierten Fragebogen richten sich natürlich nach dem Gegenstand und dem Erkenntnisinteresse. Deshalb sind sehr viele und sehr unterschiedliche Antwortkategorien möglich und denkbar.

In den empirischen Wissenschaften wurde verschiedentlich überprüft, welche Antwortkategorien bei den gängigsten Ratingskalen (Einschätzungsskalen) geeignet sind. So hat etwa Rohrmann (1978, zitiert nach Bühler, 2011) für bestimmte Skalentypen folgende Antwortkategorien vorgeschlagen. Bühler weist allerdings darauf hin, dass es sich auch hier nicht um feste Regeln, sondern nur um Anhaltspunkte für die Benennung von Antwortstufen handeln kann (Bühler, 2011, S. 114).

Häufigkeit
nie – selten – gelegentlich – oft – immer
sehr selten – selten – gelegentlich – oft – sehr oft

Wenn es möglich ist, sollten solche Fragen und die ihnen zugeordneten Antwortvorgaben konkretisiert werden:
Also nicht fragen: Wie häufig schauen sie fern?
sondern: Wie viele Stunden schauen Sie täglich fern?

Achten Sie darauf, dass es bei den Antwortvorgaben weder eine

  • Überschneidung (0-2, 2-3 Stunden)
  • noch eine Lücke (0-2, 3-5 Stunden)

gibt. Richtig wäre: 0 bis 2 Stunden, mehr als 2 bis 3 Stunden, mehr als 3 Stunden usw.

Intensität
gar nicht – wenig – mittelmäßig – überwiegend – völlig

Wahrscheinlichkeit
keinesfalls – wahrscheinlich nicht – vielleicht – ziemlich wahrscheinlich – ganz sicher

Bewertung
trifft gar nicht zu – trifft wenig zu – trifft teils-teils zu – trifft ziemlich zu – trifft völlig zu

Die Anordnung der Antwortkategorien von minus (nie) nach plus (immer) entspricht unserer Schriftrichtung. Ihr liegt davon abgesehen die Vorstellung eines Zahlenstrahls zugrunde: von einem Nullpunkt links ausgehend nimmt die Größe (z. B. die Zustimmung) nach rechts zu.

trifft gar nicht zu – trifft wenig zu – trifft teils-teils zu – trifft ziemlich zu – trifft völlig zu

Manchmal liegt der Optimalwert bei einer Antwortskala nicht am rechten Rand, sondern in der Mitte. Dies ist etwa der Fall bei der Frage nach der Variabilität der Unterrichtsformen: pädagogisch unerwünscht sind sowohl Eintönigkeit (keine Variabilität) als auch ein (zu) häufiger Wechsel der Unterrichtsformen. Beim Einsatz digitaler Medien dürfte es ähnlich sein. Bei Balzer & Beywl (2018, S. 157 und 159) findet sich dafür ein anschauliches Beispiel:

Wie beurteilen Sie die Stoffmenge dieses Kurses?
zu gering, etwas zu gering, genau richtig, etwas zu groß, (viel) zu groß.

Sollten die einzelnen Antwortkategorien in Ratingskalen bei vier, fünf, sechs oder sogar mehr Antwortstufen semantisch bezeichnet werden oder genügt es die Extremwerte zu benennen?:

sehr unzufrieden (1) - (2) - (3) - (4) - (5) - (6) sehr zufrieden

Bei solchen Antwortstufen geht man davon aus, dass die Befragten ihre persönliche Meinung in einem vorgestellten Kontinuum zwischen den beiden Extremwerten abtragen. Balzer & Beywl (2018, S. 167) raten demgegenüber zu einer klaren semantischen Bezeichnung der einzelnen Stufen: man wisse sonst nicht, welche Inhalte sich hinter den nicht bezeichneten mittleren Kategorien verbergen. Es ließe sich deshalb in einem Ergebnisbericht auch nicht exakt versprachlichen, was mit einer Antwortstufe jeweils gemein sei.

Eine gerade Zahl an Antwortkategorien zwingt die Befragten, sich wenigstens tendenziell für eine Position, Zustimmung oder Ablehnung, zu entscheiden. Balzer & Beywl (2018, S. 167) empfehlen eine gerade Zahl insbesondere bei formativen Evaluationen, die nicht im Interesse der Rechenschaftslegung, sondern der Qualitätsverbesserung durchgeführt werden, wie es üblicherweise bei internen Evaluationen der Fall ist.

Solche zusätzlichen Antwortvorgaben sind notwendig, wenn man mit außergewöhnlichen settings rechnen muss, auf die dann eine bestimmte Frage nicht zutrifft. Wenn z. B. mit den bekannten Kriterien und Items nach der Qualität der letzten Unterrichtsstunde gefragt wird, die Klasse mit ihrer Lehrkraft aber auf einer Exkursion unterwegs war, kann es sein, dass die Schülerinnen und Schüler manche Fragen, etwa zum pünktlichen Beginn der Unterrichtsstunde, nicht sinnvoll beantworten können.