Frageformulierung: Worauf muss ich bei der Formulierung von Fragen achten?
10 (oder mehr) Gebote für die Formulierung von Fragen:
Keine doppelten Stimuli in einer Frage!
Ich fahre sehr gern und sehr schnell Auto.
Keine Verneinungen!
Ich fahre nicht oft zu schnell mit dem Auto.
Keine doppelten Verneinungen!
Es ist nicht gut, wenn Schüler nicht widersprechen.
Begriffe wie "nicht", "keine" vermeiden, sie werden von den Befragten häufig übersehen.
Keine abstrakten Begriffe!
Wie viele kulturelle Veranstaltungen haben Sie im vergangenen Monat besucht?
Was z. B. umfasst "kulturelle Veranstaltungen"?
Keine mehrdeutigen Begriffe!
In Diskussionen bin ich gerne angriffslustig.
Was bedeutet „angriffslustig“?
positiv: ich vertrete meine Meinung
negativ: ich mache andere nieder.
Keine unbekannten oder wenig geläufige Begriffe!
Ich fühle mich dem burn-out nahe. (Frage an Schüler)
Keine Verallgemeinerungen!
Alle Kinder machen Lärm.
Begriffe wie alle, immer, keiner, niemals ... vermeiden!
Keine unklaren, relativen Bezeichnungen!
Waren Sie kürzlich im Urlaub?
Begriffe wie oft, kürzlich, häufig ... vermeiden!
Statt solcher relativer Ausdrücke konkrete Referenzzeiträume angeben: in den Sommerferien, im vergangenen Monat ...
Zur Wahl des Referenzzeitraums:
längere Zeiträume bei seltenen oder wichtigen Ereignissen: z. B. Auslandsaufenthalte im vergangenen Jahr
kürzere Zeiträume bei alltäglichen Ereignissen: sportliche Aktivitäten (täglich, wöchentlich)
Keine unpräzisen Begriffe, die ganz unterschiedlich empfunden werden!
Was z.B. ist ein angemessenes Lerntempo, ein ausgewogener Medieneinsatz?
Keine langen und komplexen Sätze!
Meines Erachtens ist es u. U. legitim, Schüler, die sich im Unterricht ungebührlich verhalten, zu bestrafen.
Keine hypothetischen Fragen!
Einmal angenommen, Sie würden im Lotto gewinnen, würden Sie aufhören zu arbeiten?
Das Hineinversetzen in eine solche Lage kann misslingen. Hat sich die befragte Person schon einmal mit dieser Frage auseinandergesetzt? Wie naheliegend ist diese Lage?
Keine (impliziten) Unterstellungen und/oder Suggestivfragen!
Hat der mangelnde Respekt der Schüler vor ihren Lehrern Ihrer Ansicht nach Einfluss auf die tägliche Unterrichtsgestaltung?
Keine negativ formulierten Fragen (Umpolung von Items)!
Beispiel aus einem Fragebogen für Grundschüler:
Hast du das Gefühl, dass dich deine Lehrerin mag?
Ich habe das Gefühl, meine Lehrerin mag mich nicht.
Negative Items (Veränderung der Itempolung z. B. bei Kontrollfragen) sind umstritten (Bühler, 2011, S. 134)
Darauf achten, dass sich der Kontext einer Frage nicht auf die Antwort auswirkt!
Machen Sie die Probe und kontrollieren Sie sich selbst!
1. Versuch: Wie finden Sie die CDU?
Erinnern Sie sich an Richard von Weizsäcker?
Welches Amt hatte Richard von Weizsäcker inne?
Welcher Partei gehörte Richard von Weizsäcker an?
2. Versuch: Wie finden Sie die CDU?
Der Fragekontext präjudiziert die Antwort.