mobile Navigation Icon

Fallbeispiel 3: Monitoring

Gesunkene Schülerleistungen in einem Unterrichtsfach

Welchen Anlass gibt es für die Evaluation?

An einer Beruflichen Oberschule stellt man fest, dass die Schülerleistungen bei den Abschlussprüfungen im Fach Betriebswirtschaftliches Rechnungswesen (BWR) gegenüber den Vorjahren gesunken sind. Die Schule sucht nach Erklärungen für den Leistungsabfall. Auch die Schulaufsicht, die die Leistungsergebnisse der Schulen ihres Zuständigkeitsbereichs beständig vergleicht, hat die Schule um eine Prüfung bzw. eine Begründung für den Leistungsabfall gebeten.

Welches Ziel hat die Evaluation?

Ziel der Evaluation ist es aufzuklären, warum die Schülerinnen und Schüler bei der Abschlussprüfung im Fach BWR in diesem Schuljahr vergleichsweise schlecht abgeschnitten haben, um dann entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Suche nach Erklärungen für den Leistungsabfall der Schülerinnen und Schüler

Durch eine systematische Auswertung vorhandener Daten wird nach Erklärungen für den Sachverhalt gesucht.

1. Sind notwendige Unterstützungsangebote ausgefallen?

Der erste Schritt besteht darin, die bestehenden Unterstützungsangebote an der Schule zu überprüfen. Dabei stellt sich heraus, dass es keine Auffälligkeiten gegenüber den Vorjahren gibt. Ergänzungsunterricht in BWR wird im gleichen Umfang angeboten wie in den Jahren zuvor.

2. Hat sich die Unterrichtsqualität verschlechtert?

Im zweiten Schritt werden die Einflussfaktoren auf Schülerleistungen analysiert und Indikatoren für eine mögliche Verschlechterung der Unterrichtsqualität gesucht: Im fraglichen Zeitraum gab es nur geringfügige Veränderungen in der Lehrerschaft der Schule. In den Abschlussklassen haben dieselben Lehrkräfte das Fach BWR unterrichtet wie in den Vorjahren. Indizien für ein abruptes Sinken der Unterrichtsqualität lassen sich daraus nicht ableiten. Eine Häufung von Unterrichtsausfällen mit einer damit verbundenen Reduzierung der Lernzeit war ebenfalls nicht zu verzeichnen.

3. Hat sich die Zusammensetzung der Schülerschaft verändert?

Im dritten Schritt werden die Schülerdaten ausgewertet: Wie setzen sich die Schülerinnen und Schüler in den Abschlussklassen zusammen? Aus welchen Schulen kommen sie? Welche Zugangsvoraussetzungen (Zeugnisse) bringen sie mit?

Ergebnis

Bei der Analyse stellt sich heraus, dass die Zusammensetzung der Schülerschaft in den Abschlussklassen von der in den Vorjahren abweicht. Bei der Abschlussprüfung waren diesmal nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler aus einer Wirtschaftsschule des nördlichen Landkreises vertreten, die in der Vergangenheit häufig gute bis sehr gute Ergebnisse erzielten.

Weshalb kommen weniger Schülerinnen und Schüler von dort an die Schule? Im Nachbarlandkreis wurde eine neue Fachoberschule gegründet. Diese Schule ist für die Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsschule im nördlichen Landkreis verkehrstechnisch gut erreichbar. Aufgrund begrenzter Aufnahmekapazitäten an der eigenen Schule wurde seitens der MB-Dienststelle außerdem angeordnet, den Absolventen der betreffenden Wirtschaftsschule die neue Schule zu empfehlen.

Welche Handlungsschritte folgen?

Durch die intensive Suche wurden die Gründe entdeckt, die zum Abfall des Prüfungsdurchschnitts in BWR geführt haben. In der Diskussion mit der Schulaufsicht kann auf Fakten verwiesen und Kritik zurückgewiesen werden. Davon unabhängig wird an der Schule über Maßnahmen zur individuellen Förderung und über unterrichtsbegleitende Unterstützungsangebote nachgedacht, um die Lernangebote besser auf die individuellen Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler abzustimmen und um das gewohnte Leistungsniveau wieder zu erreichen.