Warum ist dieses Feedback so wichtig?
Dem Abgleich zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung kommt bei Führungskräften besondere Bedeutung zu:[1]
Weil das Selbstbild vom Wunschbild geprägt ist, können Führungseigenschaften in der Selbsteinschätzung positiv wahrgenommen werden, während sie von den Lehrkräften kritisch gesehen oder zumindest anders interpretiert werden (z. B. Selbstbewusstsein vs. Arroganz, Enthusiasmus vs. Theatralik).[2]
Das Einholen der Außenperspektive ist umso wichtiger, weil Führungskräfte von den von ihnen geführten Personen ohne Nachfrage nur selten Rückmeldungen erhalten.
Wenn Führungskräfte IF durchführen, entsprechen sie einer gewissen Erwartungshaltung der Lehrkräfte und werden vor allem ihrer Vorbildfunktion gerecht. Weil die Übernahme der Vorbildrolle durch Führungspersonen große Bedeutung bei der Einführung und Nachhaltigkeit von Neuerungen hat,[3] trägt FKF in hohem Maß zur Etablierung einer Feedbackkultur an der Schule bei.
IF-Erfahrungen einer Führungskraft erhöhen neben ihrer Glaubwürdigkeit auch ihre Feedback-Kompetenz sowie ihr Verständnis und ihre Empathie für Kollegen, wenn sie zu IF auffordern oder es – ggf. im Mitarbeitergespräch – thematisieren.
Laut Forschungsstand steht die Qualität einer Schule in engem Zusammenhang mit den Handlungen der Schulleitung (vgl. Sassenscheidt, 2015, S. 301). Allgemein hängt das Handeln einer Führungsperson eng zusammen mit der Qualität des von ihr verantworteten Bereichs; Rückmeldungen haben bei entsprechenden Veränderungen im Führungshandeln positive Auswirkungen auf die Qualität des Zuständigkeitsbereichs.
Die Ebene der Abteilungsleiter bzw. Fachbetreuer spielt für die schulische Qualitätsarbeit eine wichtige Rolle: Eine gute, durch FKF optimierte Führung der Abteilungen bzw. Fachschaften leistet einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen der Schulentwicklung.
Insgesamt hat FKF eine positive Strahlkraft auf die Gesprächskultur der Schule. Denn es werden Gesprächsprozesse initiiert, bei denen Wahrnehmungen und Interessen formuliert werden, die im Schulalltag normalerweise nicht zur Sprache kommen (vgl. Buhren & Kühme, 2015, S. 286).
[1] Der sog. „Blinde Fleck“ ist bei Managern häufig überproportional groß (vgl. Brinkmann, 1998, S. 25, zit. bei Buhren & Kühme, 2015, S. 286).
[2] Vgl. dazu Buhren & Kühme (2015, S. 288 f.) mit einer Gegenüberstellung von divergent interpretierten Eigenschaften zweier Führungstypen.
[3] Die hohe Wirksamkeit des Vorbildverhaltens von Leitungspersonen in der Schule wird u. a. von Landwehr (2015, S. 371) und Schmid (2017, S. 256 f.) betont.