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Was muss die Klasse über Schülerfeedback wissen?

Vor der Durchführung eines wirksamen SF ist von entscheidender Bedeutung, dass die Schülerinnen und Schüler als FG den Sinn des Prozesses begreifen und die „richtige“ Grundhaltung einnehmen.[1]

Die Lernenden an beruflichen Schulen haben sicherlich schon einmal oder häufiger Feedback gegeben. Damit ist aber nicht sichergestellt, dass der IF-Prozess an sich thematisiert worden ist und die Schülerinnen und Schüler sich über ihre Rolle als FG im Klaren sind.

Vor der Durchführung eines Schülerfeedbacks sollte die Lehrkraft das Thema SF mit der Klasse besprechen. Man kann dabei von Schülerbeiträgen ausgehen und unpassende Auffassungen (z. B. Beurteilung/Benotung der Lehrkraft durch Schüler) zurückweisen, passende Aspekte aufgreifen und weiterführen, fehlende ergänzen.


[1] Das Thema Feedback kann gerade an beruflichen Schulen auch als Lerninhalt gesehen werden, weil die Lernenden im Beruf immer wieder in der Rolle als FG oder FN mit Feedback konfrontiert sein dürften.

Empfehlenswert ist, dass in der Klasse vorab oder ggf. im Laufe des SF-Prozesses u. a. folgende Aspekte zur Sprache kommen:

  • Die Lehrkraft sieht den Unterricht nur aus ihrer Sicht. Sie will erfahren, wie der Unterricht auf die Schülerinnen und Schüler wirkt. („Vielleicht erlebt ihr ja etwas ganz anders, als ich mir das vorstelle.“)
  • Jeder nimmt den Unterricht anders wahr. Beim Feedback werden die Sichtweisen von allen Individuen in der Klasse gesammelt. Wichtig ist, dass jeder nur seine persönliche Einschätzung abgibt und aufrichtig ist.
  • Das Feedback ist freiwillig; im gemeinsamen Interesse wird jeder gebeten, daran teilzunehmen, weil ja jede Einzelmeinung zählt (wie jede Stimme bei einer Wahl zählt).
  • Ein schriftliches Feedback erfolgt anonym; für die spätere Besprechung werden die FG gebeten, aus der Anonymität herauszutreten, um konstruktiv bei der Klärung offener Fragen oder beim Sammeln von Veränderungsvorschlägen mitzuwirken. Gegenseitiges Vertrauen ist die Grundlage eines erfolgreichen Feedbackprozesses.
  • Die Ergebnisse des Feedbacks sind vertrauliche Informationen und betreffen nur die Klasse. Deshalb behält sie jede Schülerin und jeder Schüler für sich.
  • Sowohl bei der Klärung von Ergebnissen als auch beim Sammeln von Ideen und Anregungen für Veränderungen ist jeder Schülerbeitrag willkommen und als subjektive Einschätzung zu respektieren. Zurückweisende oder abwertende Kommentare von Mitschülern sind unangebracht und sollten unterbleiben.
  • Ziel des Feedbackprozesses sind Verbesserungen im Unterricht. Neben dem Handeln der Lehrperson kann bei der späteren Besprechung des Feedbacks auch das Verhalten der Klasse oder einzelner Schüler zur Sprache kommen und in Veränderungsziele einbezogen werden.
  • Die abgeleiteten Veränderungsziele werden nach einer Ideensammlung in der Klasse von der Lehrkraft selbst festgelegt, bei der die Hoheit des Feedbackprozesses liegt. (Diese Information ist im Vorfeld wichtig, um der Erwartung einer Mitbestimmung zu begegnen und Frustration vorzubeugen.)

Vor einem freien Feedback, einem Feedback ohne vorformulierte Fragen, empfiehlt es sich, zusätzliche Punkte zu besprechen:

  • Es geht immer um Aspekte, die verändert werden können – entweder von der Lehrkraft oder von einzelnen Schülerinnen und Schülern oder von der Klasse insgesamt.
  • Feedback soll konstruktiv sein: Es geht um Veränderungswünsche oder um Aspekte, die als hilfreich empfunden werden und so beibehalten werden sollen. Der FN freut sich auch über Lob.
  • Je konkreter Feedback ist, d. h., je genauer es sich auf Handlungen im Unterricht bezieht, desto hilfreicher ist es.