Schulentwicklungsprogramm
Der Leitfaden zum Schulentwicklungsprogramm wird aktuell überarbeitet. Bis zur Neuauflage steht Ihnen die zweite Auflage des Leitfadens zur Verfügung.
Schulentwicklungsprozess im Startchancen-Programm
Um die Ziele des Startchancen-Programms passend auf die Bedürfnisse der jeweiligen Schule anpassen bzw. entwickeln zu können, tritt ein gemeinsamer Schulentwicklungsprozess in Gang. Dieser folgt idealerweise den Phasen des PDCA-Zyklus.
Für Schulentwicklungsmoderatoren, BiUSe bzw. QmbS-Berater/Chancenlotsen, aber auch für Schulleitungen und Schulentwicklungsgruppen bieten die folgenden Materialien Hilfestellungen, wie sie den Prozess Schritt für Schritt umsetzen können.
- Schulentwicklungsprozess im Startchancen-Programm (interaktives PDF, editierbare Variante)
- Projektblatt (Formular zur Umsetzung der Handlungsfelder) (editierbar)
- VMI-Matrix: Überblick über Verantwortlichkeiten (editierbar)
- Auftragsklärungsbogen für SEM/BiUSe/QmbS-Berater mit Chancenlotse (editierbar)
Teambildung: Schulentwicklungsgruppe
Für Schulen, die noch keine Schulentwicklungsgruppe etabliert haben, gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, die wiefolgt aussehen könnten:
Variante 1:
Offene Einladung durch die Schulleitung: Die Schulleitung lädt offiziell alle Lehrkräfte, die sich beteiligen wollen, offen zu einer konstituierenden Sitzung ein; die Anwesenden konstituieren sich im Beisein der Schulleitung als Schulentwicklungsgruppe; die Wahl einer Teamsprecherin bzw. eines Teamsprechers kann in dieser konstituierenden Gruppe oder auch in einer Lehrerkonferenz erfolgen.
Variante 2:
Ein Mitglied der Schulleitung ist das konstante Mitglieder der Gruppe, ansonsten wird ein rollierendes System präferiert. Es gibt jährlich eine neue Zusammensetzung, die sich am Anfang des Schuljahres bei der ersten Sitzung (Einladung wie bei Variante 1) ergibt. Damit eine solch agile Schulentwicklungsgruppe jedoch arbeitsfähig bleibt, ist eine exakte Dokumentation erforderlich.
Variante 3:
Bei kleinen Schulen mit wenigen Lehrkräften ist es meist sinnvoll, auf die Bildung einer eigenständigen Schulentwicklungsgruppe zu verzichten. Die konzeptionelle Arbeit am Schulentwicklungsprogramm kann in unterschiedlichen Formaten stattfinden, die für die jeweilige Schulsituation sinnvoll erscheint: z. B. während Teamsitzungen, in Gremien unter Beteiligung der Erziehungsberechtigten sowie ggf. des pädagogischen Personals im Ganztag oder als fester Bestandteil in Lehrerkonferenzen.
Im besten Sinne könnte man eine Schulentwicklungsgruppe als eine Professionelle Lerngemeinschaft (PLG) sehen. Darunter versteht man nach Rolff (2021) „sich selbst organisierende Teams, das mit einem Minimum externer Kontrolle auskommen und in denen Pädagoginnen und Pädagogen in professioneller Weise miteinander arbeiten und voneinander lernen“.
Um einen Überblick über die verschiedenen Tätigkeiten aller Akteure im Schulentwicklungsprozess zu erhalten, ist die VMI-Matrix ein sinnvolles Steuerungsinstrument.
Fünf Phasen der Gruppenbildung nach Tuckmann
Tritt eine Gruppe neu zusammen, so durchläuft Sie nach Tuckmann (1965) vier bzw. fünf Phasen: Forming – Storming – Norming – Performing und Adjourning.
Forming: Wir lernen uns als Team kennen!
Achtung: Hier braucht es Feingefühl, denn wir lernen uns erst kennen!
Orientierung schaffen, sich höflich, wertschätzend, unvoreingenommen kennenlernen
·Wer bin ich?
·Was erwarte ich?
·Welche Einstellungen habe ich?
·Welche Stärken habe ich, die ich in die Gruppe einbringen kann/will?
·Welche Rolle kann ich übernehmen?
Aufgabe der Führungskraft, die diese Gruppe initiiert:
·Kennenlernprozess gestalten, unterstützen
·Atmosphäre der Wertschätzung schaffen
·Gruppenstruktur/Rollenfindung anbahnen
·Meinungsaustausch ermöglichen
·Ziel, Richtung skizzieren
Achtung: Hier kann es ruckeln! Wir gehen an die Widerstände ran!
In der Gruppe konstruktiv in den Austausch kommen, diskutieren, Widerständen begegnen, Rollen- und Aufgabenanforderungen besprechen:
·Welche Rolle nehme ich ein?
·Wie komme ich mit meiner Rolle und den damit verbundenen Aufgaben klar?
·Wie können wir gemeinsam Konfliktfelder bewältigen?
·Wie gehen wir im Team mit gegensätzlichen Vorstellungen um?
·Wie etablieren wir eine wertschätzende „Streitkultur“ bei Konflikten?
Aufgabe der Teamleitung (ggf. Schulleitung, im Idealfall vom Team gewählte Gruppenleitung):
·Moderation der Gruppe
·Ausgleich bei Konflikten
·Strukturieren des Prozesses
·Konzentrieren auf Ziele
Achtung: Jetzt geht es nicht um den Einzelnen, sondern um unser gemeinsames Handeln!
In der Gruppe ein Gruppengefühl entwickeln, Zusammenhalt schaffen, Standards im Umgang und für Arbeitsschritte festlegen, Rollen verändern/beibehalten
·Wie organisieren wir unsere Zusammenarbeit?
·Welche Rahmenbedingungen, Umgangsformen, Regeln legen wir fest?
·Welche Rollen übernimmt jeder von uns? Muss ein Rollenwechsel evtl. Stattfinden?
·Welche Aufgaben gibt es und wie verteilen wir sie?
·Wie gestalten wir den Prozess?
Aufgabe der Teamleitung (ggf. Schulleitung, im Idealfall vom Team gewählte Gruppenleitung):
·Moderation der Gruppe
·Zusammenfassung der besprochenen Aspekte
·Zwischen Moderation und Selbstführung: Im besten Fall beginnt sich ab dieser Phase selbst zu führen. Die
Teamleitung tritt in den Hintergrund, wechselt ggf. ihre Rolle zu einem „normalen“ Teammitglied.
Performing: Wir sind ein Team und packen es an!
Achtung: Jetzt wird nicht lamentiert, sondern gehandelt!
Konstruktives und kooperatives Bearbeiten der Aufgaben; Ausführen der Aufgaben je nach zugewiesener/übernommener Rolle; Prozess voranzubringen
·Gegenseitige Unterstützung
·Effektives Arbeiten in der jeweiligen Rolle
·Offener, konfliktfähiger Dialog
·Wertschätzung und Produktivität
Aufgabe der Teamleitung (ggf. Schulleitung, im Idealfall vom Team gewählte Gruppenleitung):
v. a. Rolle eines Teammitglieds; Wechsel in die Führungsrolle, z. B.
o Moderation von Besprechungen
o Reflexion von Arbeitsphasen
o Vertretung des Teams bei Besprechungen in Gremien
o Moderation von konfliktträchtigen Themen/Phasen
o Unterstützung/ggf. Vernetzen der Teammitglieder
Sollten es sich ergeben, dass bei einzelnen Arbeitsprozessen neue Mitglieder hinzukommen, dann kann hier auch nochmal die „Storming-Phase“ ansetzen, um das Team mit den neuen Mitgliedern wieder auf eine gemeinsame Ausgangsbasis zu bringen
Adjourning: Wir haben es geschafft!
Diese Phase betrifft Gruppen, die sich z. B. nur für ein Projekt zusammengefunden haben. Aber dennoch können Gedanken aus dieser Phase auch für die Schulentwicklungsgruppe, die mindestens für ein Schuljahr, im besten Fall für mehrere Jahre zusammenarbeitet, übernommen werden.
Folgende Gedanken können diese Phase begleiten:
·Welche Ergebnisse habe ich/haben wir erzielt?
·Welche Erkenntnisse, Erfahrungen nehme ich/nehmen wir mit?
·Worauf bin ich, sind wir stolz?
Aufgabe der Teamleitung (ggf. Schulleitung, im Idealfall vom Team gewählte Gruppenleitung):
·Moderation des „Abschiedsprozesses“
·Wertschätzung der geleisteten Aufgaben, der Zusammenarbeit
·Anbahnen von Feedback innerhalb der Gruppe bzgl. der übernommenen Rolle
·ggf. Ausblick auf Weiteres
Rollen- und Stärkenorientierung im Team
Ein erster Schritt für die Teamfindung der Schulentwicklungsgruppe könnte sein, dass jede Lehrkraft sich ihre eigenen Stärken bewusst macht und dementsprechend eine „Wunschrolle“ äußert. Gemeinsam kann daraufhin überlegt werden, wer welche Rolle in der Gruppe einnimmt: Wer ist die/der Ideengeber, Informationssammler, Entscheider, Beobachter, Berater, Überzeuger, Umsetzer, Energetisierer oder eher Beziehungsmanager?
Eine Rolle muss zu einem passen. Dementsprechend ist es wichtig, dass innerhalb der Gruppe sich Rollenzuweisungen nach Absprache immer ändern können. Ebenfalls sollte nicht eine Person mehrere Rollen zugleich übernehmen – Ausgewogenheit und Machbarkeit sind zu berücksichtigen (siehe hierzu auch: VMI-Matrix).
In der nachfolgenden Tabelle findet sich als Anregung für die Gruppenfindungsphase eine Auswahl an Teamrollen, die Lichtinger am Teamrollenmodel Belbins (2010) zusammengestellt hat.